Restaurant sucht Chef

Früher war es noch so: Man hat eine Lehre als Koch gemacht und ist danach, wenn man den Beruf liebte, in andere Betriebe gegangen. Dabei hat man immer dort gearbeitet, wo die Großmeister der Küche ihr Zepter schwangen. Das war entweder im Ausland, oder in den heimischen Tempeln der Gourmetkultur. Irgendwann wurde man dann Souschef, oder hatte das Glück und wurde Chef de Cuisine. Andere gingen auf die Hotelfachschule, falls man Geld hatte, oder Protektion und gab sich den letzten Feinschliff.

Konnte man Geld sparen, oder die Bank überreden, dann hat man seinen Traum verwirklicht und sein eigenes Restaurant aufgemacht und sich der Jagd nach Michelinsternen, oder Kochmützen verschrieben und dem Ausland versucht zu beweisen, dass es auch in Deutschland eine Esskultur gibt und Gourmettempel existieren.  Natürlich gab es auch Kochmützen die waren so zielmlich das Letzte und ich habe in den Jahren, die ich als Controller in verschiedenen Hotels verbracht habe viele Köche getroffen die den Beruf ausgeübt haben, weil sie zu nichts anderem getaugt haben. Und auch einige Küchenchefs die mir über den Weg liefen waren wahre Meister der Convinienceprodukte und konnten aus Dosengemüse ein ganz annehmbares Mahl zaubern, ansonsten liefen sie ienfach nur 08/15.

Diese Zeiten sind nun vorbei, denn man braucht nicht mehr in der Gastronomie gelernt zu haben, nein es reicht, wenn man Mutti zum Muttertag bekochen kann und sich ansonsten fühlt wie ein kleiner Bocuse. Dann setzt man sich hin, schreibt eine Bewerbung und mit viel Glück kommt man zu einem Casting bei RTL2. Hat man dann noch mehr Glück und wirkt a bissl exzentrisch, dann kommt man sogar in die Entausscheidung und hat vielleicht irgendwann sogar das Glück sein eigenes Restaurant zu führen. Dabei beweist RTL2 zum einen, dass man kaum eigene Ideen hat und im Ausland räubern muß, damit man ein einigermaßen akzeptables Konzept findet.

Die Idee zu „Restaurant sucht Chef“ ist nicht neu und hat seinen Ursprung, wie könnte es anders sein, im angloamerikanischen Raum. Hells Kitchen heißt das Konzept und der Sender FOX setzte das in den USA um. Dabei gelang es einen der besten Köche als Juror zu bekommen. Gordon Ramsey ist nämlich der personifizierte Albtraum und nebenbei auch der Ideengeber für die Kochprofis. Was bei RTL drei machen, das macht Ramsey alleine und würde mit seinen Äußerungen auch einen Drillsergeant der Royal Marines zum weinen bringen. 45 Minuten Sendung mit Ramsey, egal ob Kitchens Nightmare, oder Hells Kitchen, piepen mindestens 30 Minuten, wenn Ramsey den Eleven auf seine Art den Marsch bläst. Er erklärt schon mal einem gestandenen Küchenprofi dass dieser der größte Wichser ist, den er in seiner Karriere gesehen hatund das er das Essen noch nicht einmal einem völlig an Alzheimer Erkrankten „Penner“ vorsetzen würde. Also ziemlich harter Tobak. Statt dessen nimmt man bei RTL2 einen Sternekoch, garniert diesen mit einem Szenegastronom -den außerhalb Münchens niemand kennt- und einer „Personalcooking“ und Coaching, die anscheinend für irgendwen mal gekocht hat und auf ihrer Internetseite Mode für Mutige Köche vertreibt. Dann spült man das ganze ein bisschen weich und gibt selbst einem Hobbykoch die Chance auf ein eigenes Restaurant. In den Zeiten der Finanzkrise schon ein Wagnis, aber egal und erklärt mal so eben, dass sich die Teilnehmer bei einem Gewinn Jahre der harten Arbeit sparen würden. Für gestandene „Kochprofis“ ein Schlag in’s Gesicht und so hat RTL2 auch dann die Endteilnehmer die sie verdienen. Darunter auch wirklich gelernte Köche, denen man die Teile der Kuh aufmalen muß -lernt man das Heute nicht mehr?- und die ich eher im Gasthaus zur „Rasenden Wildsau“ vermuten würde und nicht in einem Gourmettempel.

Anscheinend ist das aber ein Sendekonzept das Zuschauer bringt und ja, auch ich zappe da hin und wieder rein, denn Kochshows scheinen im Moment der Bringer zu sein. Ob Promidinner, Jamie Oliver, oder Johann Lafer. Die Sender überbieten sich förmlich mit diesen Sendungen und buhlen um die Gunst der Zuschauer, die dann, wahrscheinlich, Sonntags den Lieben daheim ein bisschen 5Sterne nach Zacherl auf den Tisch bringen. Gespannt bin ich ja darauf, was man in der Zukunft macht, wenn die Zuschauergunst sinkt. Sehen wir dann bald Castingshows nach dem Motto, „Schönheitsklinik sucht Chef“ wo die 25jährige Rechtsanwaltsgehilfin Anita in die Entausscheidung kommt, weil sie schon als 12 Jährige ihrer Barbie professionell die Brüste vergrößerte? Oder „Gericht sucht Richter?“ Die Palette ließe sich beliebig erweitern und läßt Raum für Spekulationen auf welche Ideen die Fernsehsender kommen um ihre Einschaltquoten zu erhöhen.

Anregungen sind erwünscht und sollten den Sendern zur Verfügung gestellt werden. Vielleicht sind Sie irgendwann reich und berühmt.

4 Gedanken zu “Restaurant sucht Chef

  1. Als Orga-Berater in seinem fach ist Gordon unschlagbar. Er kann aber auch Irrtümer seinerseits einräumen und er bricht sich dabei keine Zacken aus seiner Krone. Am Besten ist aber seine Küche 😉

    • Das stimmt. Seine Küche kenne ich zwar nicht, aber ich habe mir sagen lassen, dass er in seinen eigenen Restaurants doch ziemlich human mit dem Personal umgeht. Zwar ein Kochmaniac ist, aber seine Leute kann er mit Begeisterung anstecken.
      Ich finde ihn einfach nur cool.

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