Fuenfzehn Tage

In 15 Tagen sollte Korea vereinigt sein

Am 15 Maerz 1950 traf sich Nordkoreas Praesident Kim  Il Sung mit Stalin in Moskau und unterbreitete Stalin den Plan den Norden mit dem Sueden auf militaerischem Weg zu vereinigen.

Stalin, der 1949 wegen der Berlinblockade wenig begeistert bei Kims erstem Besuch war, zeigte sich nun recht zuversichtlich und bei weiteren Treffen im April und Mai gab er Kim die Marschrichtung vor und sagte ihm, dass bis August 1950 die Invasion abgeschlossen sein sollte. Um nicht in Korea verwickelt zu werden sagte er Nordkorea zwar Unterstuetzung zu, allerdings nicht in Form von Truppen, wie Kim gefordert hatte, sondern in Form von Equipment.

Weiter empfahl er Kim, dieser moege sich an Mao wenden, schliesslich haette dieser aus dem Befreiungskrieg noch 140.000 koreanische Soldaten in der Volksbefreiungsarmee. Stalin spekulierte, nach all dem Engagement und seiner Abneigung gegenueber Mao darauf, dass sich die chinesische Fuehrung eventuell in Luft aufloesen koennte. Schliesslich engagierte man sich in Indochina und Ho Tchi Minh. Stalin wollte zwar schon Verbuendete in Asien um der Ideologie zum Sieg zu verhelfen, wollte aber nicht unbedingt als Agressor dastehen. So begann am 25. Juni 1950 der „Fuenfzehntage Krieg“ ohne Kriegserklaerung und dauerte statt 15 Tage drei  Jahre mit grossen Verlsuten auf beiden Seiten der koreanischen Bevoelkerung.

Rueckblende

Auf der Potsdamkonferenz wurde vereinbart, dass die Sovietunion nun in den Krieg gegen Japan einsteigen, damit Japan schneller kaptulieren wuerde und so marschierte die rote Armee im Eilmarsch in der Mandschurei ein. Bis zum zum 8ten August hatte man nicht nur vier japanische Inseln in den Kurilen erobert, sondern auch den Norsosten von Korea gleich mit und hatte damit, was Korea betrifft, fuer klare Verhaeltnisse gesorgt. Stalin hatte auch nicht die Absicht das ganze rueckgaenig zu machen, im Gegenteil trafen sich der Militaergouveneur Suedkorea, Lt. General John Reed Hodge und sein nordkoreanisches Pendant Ivan Chistiakov 1946 in Seoul, um den weiteren Ablauf, wie man sich die koreanische Sache vorstellt, zu besprechen.

Der 38te Breitengrad bildete bis dahin die vorlaeufige Grenze und beide kamen ueberein bis 1948 die Truppen von der koreanischen Insel abzuziehen und freie Wahlen abzuhalten, wobei unklar war, was man sich unter „demokratisch“ vorstellte. Die Vereinten Nationen zumindest wussten auf jeden Fall wie man sich Korea vorstellt und verabschiedeten 1948 die Resolution der endgueltigen Grenze zwischen Nord- und Suedkorea.

Daraufhin hielten die Soviets, als auch die Amerikaner in ihren Teilen Wahlen ab und waehrend die UdSSR einen Bauerntoelpel namens Kim Il Sung zum Praesidenten machten, waehlten die Suedkoreaner einen Syngman Rhee. Rhee macht sich gleich daran einen Polizeistaat aufzubauen und Truman war nicht gerade begeistert ueber die Entwicklung in Suedkorea. Da er sich aber wenig Hoffnungen machte dass die USA Korea kurzfristig verlassen koennten schloss er zaehneknirschend einen Kompromiss und die USA beschraenkten sich darauf Rhees Ambitionen, Korea militaerisch zu vereinen, nach Moeglichkeit zu unterbinden. Also beliess man 408 Militaerpersonen in Suedkorea zum Aufbau der suedkoreanischen Armee die, verglichen mit der Polizei, einen Bruchteil ausmachten.

Im Norden dagegen baute man kontinuierlich die Armee aus, und bekam von der UdSSR alles was man brauchte um eine schlagkraeftige Armee zu bilden. Kurz vor Ausbruch des Krieges inspizierten Offiziere der australischen Armee im Auftrag der UNO die suedkoreanischen Streitkraefte und berichteten ueber ein kleine Armee, schlecht ausgebildet und schlecht bewaffnet. Als die Nordkoreanische Armee den Krieg begann, da schien es wirklich, als sollte der Krieg in 15 Tagen abgeschlossen sein.

Wer hat angefangen

Geht es um die Frage „wer hat angefangen,“ gehen die Meinungen auseinander. Was man in Korea hatte waren zwei Systeme und zwei Machthaber, die mit allen Mitteln die Wiedervereinigung wollten. Beide Systeme betrieben nicht nur mit Duldung der UdSSR und der USA Propaganda, sondern finazierten Guerillagruppen die jeweils im anderen Land operierten. Stalin empfahl Kim, dass Nordkorea doch den Guerillakampf im Norden Suedkoreas aufgeben solle, damit Suedkorea sich in Sicherheit wiegen koenne. So war es dann auch und Suedkorea dachte, man haette seinen Etappensieg gegen den kommunistischen Feind erzielt. Um so ueberraschter war man als am Morgen den 25ten Juni nordkoreanischen Truppen in grosser Zahl den 38ten Breitengrad ueberquerten und rasch in’s Landesinnere vorstiessen.

Die UN reagiert

Auf Druck der USA reagierten die Verinten Nationen und beriefen einen Krisenstab ein. Fuer die UN war klar, dass nur eine militaerische Intervention einer Invasion Einhalt gebieten koennte -Im Jaenner 1950 war man noch der Meinung die 50er Jahre waeren der Beginn weltweiten Friedens-, allerdings konnte man sich nicht sofort einigen, da fuer England Korea ein Buergerkrieg war, der nicht die Interessen Englands betraf und, aus Sorge um Hong Kong, bedeuten wuerde, dass man eventuell, bei einem Engagement, Hong Kong an China verlieren wuerde. Frankreich hatte genuegend Sorgen in Indochina und wollte sich nicht noch ein zweites Indochina einhandeln.

Truman hatte noch die Appeasmentpolitik Frankreichs und Englands im Hinterkopf und wollte sich nicht einen zweiten Hitler einhandeln. Also entsandte die USA, im Auftrag der Vereinten Nationen, Streitkraefte nach Korea um den Nordkoreanischen Vormarsch zu stoppen. Allerdings hatten die USA nach dem zweiten Weltkrieg ihre Truppenstaerke reduziert und waren eher zu einer Friedensarmee zurueck gekehrt die wenig Erfahrung besass.

Amerikas Desaster

Die USA schickten neben Kriegsschiffen auch Bodentruppen nach Suedkorea mit dem Ziel die Invasion aus dem Norden so schnell wie moeglich zu stoppen.

Waehrend die kommandierenden Offiziere alles Veteranen des zweiten Weltkriegs waren und Erfahrungen von europaeischen und asiatischen Schauplaetzen hatten waren die einfachen G.I’s voellig unerfahren. Bis August des Jahres 1950 wurden die US-Soldaten quer durch Suedkorea gejagt, trotz Luftunterstuetzung und Beschuss gegnerischer Stellungen durch Schiffsartillerie. Erst als der Oberkommandierende der UN-Streitkraefte General Douglas MacArthur die 1st. Marines Divison im September nach Korea schickte aenderte sich die Lage. „The Old Breed“ ueberwiegend mit Veteranen des Pazifikkrieges, war in der Lage den Vormarsch der Nordkoreaner an einigen Stellen zu stoppen, so dass die uebrigen Einheiten sich zusammen mit der Suedkoreanischen Armee reorganisieren konnten und die Stellungen ausbauen.

Die Marines kannten die Mentalitaet und wussten dass man, sollte man in Gefangenschaft geraten, wahrscheinlich von den Nordkoreanern erschossen wird. Es ist leider Fakt dass von den Soldaten die als Missing in Action gefuehrt werden, die meisten bei der Gefangennahme einfach erschossen wurden. Umso verbissener kaempfte man um jeden Zentimeter um diesem Schicksal zu entgehen.

Neben den Koreanern hatten die USA die hoechsten Verluste im Koreakrieg und zwang die USA zum umdenken ihrer Doktrin. Das setzen auf militaerische und atomare Abschreckung um jedem potenziellen Feind, besonders den UdSSR, zu signalisieren „wir sind bereit und gehen bis zum aeussersten.“

Krieg der Nationen

Erst nachdem die Lage langsam mehr als Ernst war schickten auch andere Nationen im Rahmen der Vereinten Nationen Truppen nach Korea. Die erste Nation vor Ort war Indien welches zwar keine Kampftruppen, aber eine mobile Sanitaetseinheit nach Suedkorea entsandte.

England und Frankreich, erst mit Kriegsschiffen vor Ort, schickten Bodentruppen, unter anderem entsandte England das in Hong Kong stationierte „Duke of Wellington’s Regiment.“

Insgesamt beteiligten sich 17 Nationen in Suedkorea: Australien, Belgien/Luxemburg, Canada, England, Ethiopien, Frankreich, Griechenland, Niederlande, Neuseeland, Philippinen, Suedafrika, Tuerkei und natuerlich Suedkorea und USA. Auf der anderen Seite standen Nordkorea und China.

Ethiopische Einheit im Koreakrieg

August 1950: US-Soldaten passieren auf dem Weg in Kampfzone suedkoreanische Fluechtlinge.

Wie hoch die Verluste auf chinesischer, bzw. nordkoreanischer Seite waren laesst sich nicht mit Sicherheit sagen. Der britische Militaerhistoriker und Kriegsteilnehmer Brian Catchpole schaetzt, dass Norkorea etwa zweimal mehr Verluste zu beklagen hatte. Nimmt man die offiziellen Zahlen, dann verloren etwa 1 Millionen Suedkoreaner (Soldaten und Zivilisten ihr Leben) und somit betrugen die Verluste etwa 2 Mio auf Seiten Nordkoreas.

Wenn man ueberlegt, dass Korea ein paar Jahre vorher das Experimentierfeld japanischer Herrenmenschen war, die mit unvorstellbarer Brutalitaet gegen Koreaner vorgegangen sind, dann fragt man sich im Nachhinein wie verbloedet Kim Il Sung  gewesen sein muss.  Da China offensichtlich wenig Wert auf die eigenen Soldaten legte gehen inoffizielle Schaetzungen davon aus, dass etwa 3 Mio Soldaten auf den Schlachtfeldern Koreas ihr Leben verloren haben.

Das Jahrzehnt, welches laut der Vereinten Nationen ein sehr friedliches werden sollte war ein sehr blutiges Jahrzehnt, denn Korea war nicht das Ende, sondern der Anfang.

Die Folgen

Fuer die USA bedeutete Korea ein Fiasko. Nur mit grossen Anstrengungen war man in der Lage den Krieg so zu beenden dass die von der UN festgelegte Grenze nach 1953 Bestand hatte. Dbei trugen die USA neben Suedkorea nicht nur die Hauptlast, sondern hatten auch die meisten Verluste zu beklagen.

In den USA wurden daraufhin die Diskussionen laut ob man sich ueberhaupt auf seine Verbuendeten verlassen koenne, oder ob es nicht besser waere entweder ein stehendes Heer zu unterhalten und damit auf Wehrpflichtige zu verzichten -da Korea gezeigt hatte, dass die US-Streitkraefte zeitweise voellig ueberfordert waren-, oder sich komplett aus allen Konflikten rauszuhalten.

Eine weitere Diskussion war die Gefahr des Kommunismus. Einige Politikexperten waren der Meinung nicht die UdSSR waeren die Gefahr, sondern China. Noch vor Ausbruch des Krieges warnte das State Department, dass, sollte China anfangen seine Interessen in Asien durchzusetzen, der Kommunismus chinesischer Praegung wie ein Flaechenbrand wirken wuerde und jedes Land im asiatischen Raum ueber kurze Zeit kommunistisch regiert werden wuerde.

Auch ueberlegte man sich wie man eigentlich mit seinen Verbuendeten umgehen sollte. Das Regime in Suedkorea hatte gezeigt, dass nicht alle den amerikanischen Gedanken in sich tragen und man ueberlegen muesse, ob man sich mit rechtsgerichteten Regimen verbuendet, die einen Counterpart gegen den Kommunismus bilden -der Feind meines Feindes ist mein Freund-, oder ob man sich nicht konsequent fuer eine Demokratisierung einsetzt -Siehe Japan und Deutschland-. Vor allem hatte die Eisenhowerregierung arge Probleme mit ihrem Ziehkind Syngman Rhee. Dieser warf der amerikanischen Regierung vor, sie waeren zu weich und eine Bande von Waschlappen, weil man seinen Neigungen weiter Krieg zu fuehren um Korea zu vereinen keine Gegenliebe zukommen liess, und wahrscheinlich war man heilfroh, als Syngman ueber seine eigene Korruption stolperte und in’s hawaianische Exil musste.

Man war in den USA teilweise paralysiert und die Angst vor dem Kommunismus brachte Leute wie McCarthy an die Oberflaeche. Letztendlich war Korea der Wendepunkt amerikanischer Politik was die Ruestung betraf. Man setzte konsequent in atomare Abschreckung, koste es was es wolle und brachte mit dieser konseqenten Ruestung letztendlich die UdSSR zu Fall die bis zum Kollaps mithielt. Die USA waren der Meinung, „wenn wir schon untergehen, dann sprengen wir eben alles in die Luft damit die anderen auch untergehen.“

Korea war in Asien allerdings auch der Auftakt diverser Konflikte im asiatischen Raum. China war kein rueckstaendiges kaiserlich feudal regiertes Land mehr, sondern hatte eine Fuehrung die ueber Leichen ging um den Maoismus bis in den letzten Winkel zu tragen. China trug nicht nur ideologisch, sondern auch militaerisch den Krieg in Indochina und verhalf Ho Tschi Minh zum Sieg ueber die franzoesischen Kolonialherren in Dien Bien Phu.  Spaeter unterstuetzte man Nordvietnam, war in Laos und Kambodscha aktiv und unterstuetzte wiederum Vietnam um Pol Pot und seine Bande zu stuerzen, weil man merkte, da hatte einer den Maoismus wohl falsch verstanden. Nebenbei war China auch in Tibet aktiv und hatte fuer sein eigenes Volk wenig, bis gar nichts uebrig.

Fuer die UdSSR unter Stalin ging eine Aera zu Ende. Stalin hatte in Mao seinen Meister gefunden, wie auch seine Nachfolger von Chrustschow bis Breshnjew ihre Probleme mit China hatten.

Fuenfzehn Tage koennen auf jeden Fall eine lange Zeit sein, wenn man vom Endsieg traeumt.

5 Gedanken zu “Fuenfzehn Tage

  1. Pingback: Twitted by ShantiIndien

    • Stimmt! Danke fuer den Hinweis. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass auch Catchpole die Koordinaten verrutscht sind. Er hat erst noch korrekt Kim Il Sung angegeben und kam dann irgendwie mit den Kims in’s schleudern.
      Es gab einen General Kim Jong Il -nicht zu verwechseln- der entweder von ihm, oder dem zustaendigen Lektor erst als General und dann als Parteisekretaer angegeben wurde und dann durch Kim Chaik ersetzt wurde.

      Wahrscheinlich zuviele Kims auf einmal 🙂

  2. „.. ob man sich auf seine Verbündeten verlassen könne …“
    Das ist wohl die Frage der Fragen, wenn sich in der Situation befindet.
    GB-USA-bis 1945 ging gut.
    Austria-Germania-1918 ging auch gut, bis auf das Ende.
    Das Napoleon-Frankreich-Westrheinische-Württembergisch-Bayerische-Gebiete ging auch ganz gut.

    „.. ob man sich auf seine Verbündeten verlassen könne …“

    verlassen, das Wort erklärt es, man solle sich nie verlassen, aber auch nicht fühlen!

    Schön das Sie wieder veröffentlichen!

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