Frieden ist möglich

Sie sind Hip, sie sind cool und sie wollen die „jüdische Mehrheit“ in den USA repräsentieren, die anders sind als AIPAC, oder ein Bingoabend im Mt. Herzl Altersheim in Florida. Sie essen keinen Bagel, sondern Burger, ihre Kinder besuchen keine Talmudschule und  die Synagoge sehen sie höchstens an den Feiertagen.

Als mir F.D.R. von J Street berichtete, da dachte ich zuerst, es handele sich bei dem Namen um eine Neuauflage der Jumpstreet, halt nur im Gewand des 21. Jahrhunderts. Dann habe ich festgestellt, dass sich J Street im letzten Jahr gegründet haben, strategischerweise während des Wahlkampfs in den USA und sich das Ziel auf die Fahnen geschrieben haben die Außenpolitik der USA gegenüber Israel zu ändern. Sie wollten ein Gegengewicht zu AIPAC bilden dem, ihrer Meinung nach, „dunklen Einflüsterer“ amerikanischer Präsidenten und setzten, als liberale Juden, natürlich auf Barack Obama. Der fand den Support zwar ganz angenehm, zog aber trotzdem lieber einen Besuch bei AIPAC vor. Das hinderte J Street aber nicht daran sich weiter als alternative Lobbygruppe zu verstehen die laut Eigenwerbung: „J Street was founded to promote meaningful American leadership to end the Arab-Israeli and Israeli-Palestinian conflicts peacefully and diplomatically. We support a new direction for American policy in the Middle East and a broad public and policy debate about the U.S. role in the region,“ sich als Quasi Gegenlobby begreift, der „nur und ausschließlich“ das Wohl Israels am Herzen liegt, aber der Meinung ist, man steuere nicht nur im Weißen Haus, sondern auch in Jerusalem in eine falsche Richtung die in die Katastrophe führt.

Natürlich versteht sich der Gründer Jeremy Ben-Ami als Zionist, dem das Wohl Israels natürlich sehr am Herzen liegt, aber er versteht sich auch als amerikanischer Patriot und sieht es als Amerikas Pflicht an, dass die Administration in Washington mehr Druck auf die Regierung in Jerusalem ausüben soll, damit es endlich Frieden gibt. Natürlich sollte es Israel überlassen bleiben mit wem sie da verhandeln, Hauptsache, sie verhandeln und am liebsten mit einer geeinten Regierung aus Hamas und Fatah. Schließlich, so sein Resümee, würden diese sich zum Glück wieder annähern.

Auf mich macht er und die ganze Gruppe den Eindruck von weltfremden Juden, die irgendwo fernab in den hintersten Winkeln der USA leben und glauben, Israel wäre irgendwie eine Raumbasis auf dem Mond. Im Prinzip sind er und seine Gruppe nicht weniger schlimm als die radikale Siedlerbewegung aus den USA, die in Israel eingefallen sind und noch nationaler eingestellt sind, als es ein Lieberman je sein könnte. J Street versteht nicht, dass es nichts zu verhandeln gibt, so lange nicht das Problem der Anerkennung, sowie das Problem der radikalen Gruppen gelöst ist. Sie begreifen auch nicht, dass die Hamas überhaupt nicht dazu bereit ist auch nur einen Zentimeter ihrer Maximalforderung abzurücken. Ihr Status Quo bedeutet ein Palästina vom Libanon bis Eilat, das ist ihr Friedensvorschlag und diesen versuchen sie mit Terrorakten zu beschleunigen.

Deutlich, dass J Street offensichtlich nicht so genau über die Lage in Israel informiert ist, wird das  in dem Interview zwischen Jeffrey Goldstein und Jeffrey Ben-Amir. Auf die Frage Goldsteins, wie sich Ben-Amir erklärt, dass die Raketenangriffe seit dem Einmarsch der israelischen Armee in den Gaza aufgehört hätten erklärt dieser, dass vorher ja gar kein Angriff mit Raketen statt gefunden hätte, Hamas also nicht den Waffenstillstand verletzt hat: „When there was a ceasefire for four and a half months, from June until early November of last year, there were zero rockets.“

Überhaupt scheint man bei J Street sehr naiv mit dem Thema Naher Osten umzugehen und es beschleicht mich der Verdacht, dass es den Leuten weniger um Israel, sondern mehr um ihr Ansehen geht. Vor allem hat man bei J Street wenig Probleme damit sich als „nicht exclusiv jüdisch“ zu bezeichnen, um Geld von Gruppen zu beziehen, die eher ein eigenes Interesse im Nahen Osten verfolgen und denen Israel wohl völlig Schnurz ist. J Street spielt für diese Gruppen die Rolle des willigen und billigen Büttels, den man mittels Geld auf seine Linie bringen kann, denn nicht wenig arabische Gruppen, grade in den USA glauben, dass die USA zu sehr auf die Interessen Israels Rücksicht nimmt und damit, ihrer Meinung nach, die Interessen der arabischen Staaten nicht berücksichtigt, sowie ihre Politiker vor den Kopf stößt.

In Israel selber dürfte diese Gruppe auf wenig Interesse stoßen, schließlich hat man in Israel weltfremde Träumer und man legt auch wenig Gewicht auf die Meinung amerikanischer Juden im fernen Amerika. Außerdem sieht man die Sache dort pragmatischer als man sich das in den USA träumen läßt. Natürlich sind die Israels für eine Zwei-Staatenlösung, aber sie sind realistischer in ihrer Einschätzung. Fragt man Israelis, so hört man öfters, „warum verlangt man, dass wir uns mit denen an einen Tisch setzen sollen die unseren Tod wollen?“ Die Frage ist, was bekommt man für Zugeständnisse und nach der Euphorie in den 90ern ist davon nicht mehr viel geblieben. Es gibt sogar Israelis, die würden den Palästinensern die Siedlungen samt Inhalt schenken, glauben aber nicht, dass dann wirklich Ruhe wäre. Da Ben-Amir oft und viel in Israel ist und dort anscheinend auch für NGO’s arbeitet, dann sollte er die Meinung in Israel kennen. Und er sollte eigentlich auch eine Ahnung von den Machtverhältnissen in den PA-Gebieten haben. Man muß also wirklich schon eine Rosarote Brille aufhaben, wenn man das nicht weiß, oder zur Kenntnis nehmen will. Natürlich, keine Frage, hat Israel in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, aber man sollte vielleicht auch mal die Palästinenser in die Pflicht nehmen und das vermeidet auch eine angeblich „Pro-Israelische“ Organisation wie J Street.

Die Palästinenser hätten ihren eigenen Staat haben können. Sie wollten es nicht. Sie hätten darauf drängen können, dass sowohl Jordanien als auch Ägypten einen Palästinenserstaat ausrufen, es ist nichts passiert. Man hatte die einmalige Chance in den 90ern, zumindest hätte man Friedenswilligkeit zeigen und einen Staat aufbauen können, statt dessen setzte man auf Terror und vertrieb die Gemäßigten Kräfte. Die Frage, warum Israel es schaffte mit Ägypten Frieden zu schließen, obwohl Anwar al Sadat ein erklärter und bekennder Antisemit war und Begin auch nicht grad eine Ruhmesgröße, stellt sich nicht (Und nein, es war nicht Jimmy Carter der das so „toll gemanaged hat, er stand dem eher im Weg und wegen ihm wäre das Ganze fast noch gescheitert). Ebenso unterhält Israel Kontakte zur arabischen Welt, für die Palästinensischen Führer offenbar kein Grund mal nachzudenken, warum das so ist.

J Street bietet leider nichts weiter als das übliche Programm. Ok, sie unterscheiden sich in der Formulierung von den Schreihälsen der Organisationen „Jewish Voice for Peace“ und „LA Jews for Peace,“ die auch schon mal darüber nachdenken, warum man als Jude nicht mal zur Haddsch nach Mekka pilgern sollte und sich ansonsten für ein Palästina, ohne Israel und ohne Juden stark machen, aber die Ziele mögen die Gleichen sein. Auch dürfte die Frage im Raum stehen, wie verhält sich der Zionist Ben-Amir sollten diese radikalen Gruppen J Street übernehmen und ihre Meinung zum Nahen Osten Konsens werden?

Vor allem kann er dann seine Vorschläge zur Diplomatie gegenüber dem Iran getrost vergessen. Es gibt genügend Juden, die würden dem Iran das Uran sogar liebend gerne bearbeiten, damit es nicht allzulange mit der Bombe dauert. Spontan fällt mir das Neturei ein.

Dank an FDR für den Hattip Und danke für die gelungene Satire zum einjährigen Bestehen der J Street

Obtained: J Street Conference Schedule

Satire alert: A friend emails with a sneak peak at the first day’s schedule for the J Street conference:

J street schedule of events.

8:00 AM: Should Israel join the Arab League? How a Jewish
demographic majority in Palestine hinders Israel’s regional
diplomacy.     Daniel Levy

9:00 AM: Panel discussion on Jews and the Hajj. Why don’t more
Jews make the pilgramage to Mecca?
Rabbi Michael Lerner
Sheikh Yusuf Qaradawi
Farfur the Hamas Bunny (invited)

10:30 AM: The Octopus and its tentacles: Jeffrey Goldberg’s blog
silences us all.     Stephen Walt

12:00: Why don’t more pro-Israel groups boycott Israel?
Naomi Klein

Bonus Panel: 4:00 PM: What about the American occupation?
Perspectives on Palestine from Native America.
Leonard Peltier (by video)     Ward Churchill     John Echohawk

Weekly Standard

3 Gedanken zu “Frieden ist möglich

  1. Sehr guter Beitrag. Diese Leute scheinen Israels Hauptproblem nicht zu begreifen: Es mangelt an ernstzunehmenden Verhandlungspartnern. Was soll man mit Gruppen verhandeln, die von ihren Maximalforderungen nach einem arabischen Staat anstelle Israels nicht abweichen?

    • Hallo Lindwurm,

      es gibt in der Huffington Post, die ich eigentlich ungern lese, einen wirklich sehr guten Artikel zur J-Street. Castollux war so nett und hat den auf Medien Backspin eingestellt.
      „We need a A-Street“, sagt sehr deutlich, dass es langsam gut ist mit ständigen Forderungen und neuen Gruppen, die ja „alle nur das Beste für Israel“ wollen. Solange solche Gruppen nicht auf palästinensischer Seite zu finden sind, ist einfach nur Selbstbeweihräucherung.

      Liebe Grüße nach Österreich und schön das es Dir besser geht.
      Taylor

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