Panzerwagen

Lenin hatte einen, als er die Massen von Sankt Petersburg zur Revolution aufrief, Jelzin hatte einen, als er die Massen zur Revolution für die Demokratie aufrief und wahrscheinlich hatten die französischen Revolutionäre zwar keinen Panzerwagen, dafür möglicherweise einen Ochsenkarren, als sie die Massen zum Sturm auf die Bastille aufriefen.

Was also braucht ein neuer starker Mann/Frau der SPD? Richtig, einen Panzerwagen! Denn offensichtlich setzt sich der Katzenjammer innerhalb der SPD auch eine Woche nach dem Wahldebakel fort. Gabriel, der es nun richten und die SPD aus dem Dilemma zu ungeahnten Höhen führen soll, ließ schon sachte durchklingen, dass er sich durchaus eine Koalition mit der Linkspartei vorstellen kann und zeigt, dass er offensichtlich die eigenen Wähler nicht verstanden hat. Die SPD Wähler, die diesmal daheim geblieben sind, goutierten weder die große Koalition, noch wollten sie eine große linke Koalition, wie des öfteren aus linken Kreisen der SPD angedacht wird. Hätten sie es gewollt, dann hätte die SPD 11% mehr gehabt. Von daher ist die Aussage Gabriels, man müsse auch offen für ein Linksbündnis ab 2013 sein, schon dahingehend zu werten, dass man offensichtlich so schnell wie möglich wieder an die Macht kommen will und auch bereit ist die Mitte der Partei notfalls zu opfern, denn nicht wenige Parteigenossen wehren sich immer noch mit Händen und Füßen gegen ein Bündnis nach Links.

Die Zeit wird zeigen ob die SPD auseinanderbricht und nicht wenige Mitglieder sich entweder anderen Parteien anschließen werden, oder ein komplett neue Partei gründen. Sollte Gabriel allerdings einen Panzerwagen finden, dann kann er ja in einer flammenden Rede die Partei hinter sich einen und unter dem Banner der Sozialdemokratie in die kommenden Schlachten führen, als runderneuerte Volkspartei.

Ein Bundesweites Bündnis von Linken und Sozialdemokraten, sowie ein mögliche Regierung der beiden Parteien, dürfte aber wahrscheinlich ungeahnten Unterhaltungswert besitzen, allerdings möchte ich mir das dann nicht aus der Nähe anschauen. Mich haben ja schon damals manche Utopien einiger Mitgenossen gruseln lassen und mir bewiesen, dass ich zu liberal für die SPD war.

2 Gedanken zu “Panzerwagen

  1. Erstaunlich finde ich, dass es weder die SPD, noch andere europäische Sozialdemokraten schaffen, den im Prinzip doch gar nicht so schwierigen Spagat zwischen wirtschaftspolitischem Liberalismus und sozialer Verantwortung zu vollziehen. Wirtschaftsliberalismus bedeutet doch nicht automatisch die Abschaffung oder Schmälerung sozialer Leistungen. Wirtschaftsliberalismus bedeutet, Unternehmern weniger bürokratische Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Meine verkürzt zusammengefasste Meinung: Man sollte ein bedingungsloses Grundeinkommen (oder Bürgergeld) für alle einführen, die Krankenversicherung für alle sicherstellen, dafür alle anderen Sozialtransfers samt der daran hängenden Bürokratie in den Orkus schicken. Die Faulen und/oder Kranken hätten dann ein würdiges Überleben gesichert und alle anderen könnten ohne massive Existenzängste produktiven Tätigkeiten nachgehen, vielleicht sogar jene Unternehmen gründen, die zu gründen sie vorher mit gutem Recht zu feige waren. Das wäre sozial UND liberal, das wäre eine sozialdemokratische Perspektive, mit der sich wohl auch die FDP arrangieren könnte, und rot-gelb wäre wohl allemal gesünder als rot-dunkelrot. Bei letzterer Variante kommt mir das große Gruseln.

    • Hallo Lindwurm,

      yepp, man kann es nicht nachvollziehen. Statt dessen überlegt die SPD mittlerweile offen, ob man nicht doch mit der Linken arbeiten kann.

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